Mehr Arbeitnehmer als je zuvor verlieren den Kampf gegen Hitzestress
Hitze ist eine stille Gefahr, die die Gesundheit und das Leben von immer mehr Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen auf der ganzen Welt bedroht, so ein Bericht der ILO.
25. Juli 2024
GENF (ILO News) – Ein neuer Bericht der ILO, Heat at work: Implications for safety and health, warnt davor, dass immer mehr Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen weltweit Hitzestress ausgesetzt sind. Die neuen Daten zeigen, dass in Regionen mit bisher weniger extremer Hitze die Risiken zunehmen, während Arbeitskräfte in bereits heißen Klimazonen mit immer gefährlicheren Bedingungen konfrontiert werden.
Hitzestress ist eine unsichtbare und lautlose Gefahr, die schnell zu Krankheit, Hitzschlag oder sogar zum Tod führen kann. Im Laufe der Zeit kann sie zu ernsthaften Herz-, Lungen- und Nierenproblemen bei Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen führen.
Insgesamt zeigt der Bericht, dass Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Afrika, den arabischen Staaten sowie Asien und dem Pazifikraum am häufigsten übermäßiger Hitze ausgesetzt sind. In diesen Regionen sind 92,9 Prozent, 83,6 Prozent bzw. 74,7 Prozent der Arbeitskräfte betroffen. Diese Zahlen liegen über dem weltweiten Durchschnitt von 71 Prozent, wie aus den jüngsten verfügbaren Zahlen (2020) hervorgeht.
Die Arbeitsbedingungen ändern sich dem Bericht zufolge in Europa und Zentralasien am schnellsten. Von 2000 bis 2020 verzeichnete die Region den stärksten Anstieg von übermäßiger Hitzebelastung. Der Anteil der betroffenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen stieg um 17,3 Prozent und damit fast doppelt so stark wie im weltweiten Durchschnitt.
In Nord- und Südamerika sowie in Europa und Zentralasien ist die Zahl der hitzebedingten Verletzungen am Arbeitsplatz seit dem Jahr 2000 am stärksten gestiegen, und zwar um 33,3 Prozent bzw. 16,4 Prozent. Dies ist möglicherweise auf die höheren Temperaturen in Regionen zurückzuführen, in denen die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nicht an die Hitze gewöhnt sind.
Der Bericht schätzt, dass im Jahr 2020 weltweit 4.200 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen durch Hitzewellen ums Leben kamen. Insgesamt waren im Jahr 2020 231 Millionen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen Hitzewellen ausgesetzt, was einen Anstieg von 66 Prozent gegenüber dem Jahr 2000 bedeutet. Der Bericht betont jedoch, dass neun von zehn Arbeitskräften weltweit auch außerhalb einer Hitzewelle übermäßiger Hitze ausgesetzt waren und acht von zehn Arbeitsunfällen aufgrund extremer Hitze außerhalb von Hitzewellen auftraten.
Übermäßige Hitze stellt Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen weltweit das ganze Jahr über vor nie dagewesene Herausforderungen, nicht nur während intensiver Hitzewellen.
„Da die Welt weiterhin mit steigenden Temperaturen zu kämpfen hat, müssen wir die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen das ganze Jahr über vor Hitzestress schützen. Übermäßige Hitze stellt Beschäftigte weltweit das ganze Jahr über vor nie dagewesene Herausforderungen, und zwar nicht nur während intensiver Hitzewellen“, sagte der Generaldirektor der ILO, Gilbert F. Houngbo.
Verbesserte Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen zur Vorbeugung von Verletzungen durch übermäßige Hitze am Arbeitsplatz könnten weltweit bis zu 361 Milliarden US-Dollar einsparen - in Form von Einkommensverlusten und Kosten für medizinische Behandlungen -, da sich die Hitzestress-Krise beschleunigt.
Die Schätzungen der ILO zeigen, dass insbesondere Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen am stärksten betroffen sind, da die Kosten für Verletzungen durch übermäßige Hitze am Arbeitsplatz rund 1,5 Prozent des nationalen BIP erreichen können.
„Dies ist ein Problem für Menschenrechte, für die Rechte von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen und für die Wirtschaft, und die Länder mit mittlerem Einkommen tragen die Hauptlast. Wir brauchen ganzjährige Aktionspläne und Gesetze zum Schutz von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sowie eine stärkere globale Zusammenarbeit zwischen Experten, um Maßnahmen gegen Hitzestress am Arbeitsplatz gemeinsam abzustimmen“, erklärte noch Houngbo.
„Die Auswirkungen der Hitze auf Arbeitnehmer weltweit entwickeln sich schnell zu einem globalen Problem, das Maßnahmen erfordert. Wenn es etwas gibt, das unsere geteilte Welt eint, dann ist es, dass wir alle zunehmend die Hitze spüren. Die Erde wird immer heißer und gefährlicher für alle, überall. Wir müssen uns der Herausforderung der steigenden Temperaturen stellen, und den Schutz der Arbeitnehmer auf der Grundlage der Menschenrechte verstärken“, erklärte UN-Generalsekretär Antonio Guterres.
In dem Bericht werden die gesetzlichen Maßnahmen in 21 Ländern untersucht, um Grundlagen zur Erstellung wirksamer Hitzeschutzpläne am Arbeitsplatz zu finden. Außerdem werden die wichtigsten Konzepte eines Sicherheits- und Gesundheitsmanagementsystems zum Schutz von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen vor hitzebedingten Erkrankungen und Verletzungen beschrieben.
Die Ergebnisse stützen sich auf einen früheren Bericht vom April diesen Jahres, in dem auf die vom Klimawandel ausgelösten schwerwiegenden Gefahren für die Gesundheit für schätzungsweise 2,4 Milliarden Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen hingewiesen wurde. In dem Bericht vom April hieß es, dass übermäßige Hitze allein 22,85 Millionen Arbeitsunfälle und 18.970 Todesfälle pro Jahr verursacht.
Ergebnisse pro Region:
Afrika
- In Afrika waren 92,9 Prozent der Arbeitskräfte übermäßiger Hitze am Arbeitsplatz ausgesetzt, was über dem weltweiten Durchschnitt lag
- In der Region ist der Anteil der Arbeitsunfälle durch übermäßige Hitze mit 7,2 Prozent aller Arbeitsunfälle am größten.
Nord- und Südamerika
- In der Region Nord- und Südamerika ist der Anteil der hitzebedingten Arbeitsunfälle seit dem Jahr 2000 mit 33,3 Prozent am schnellsten gestiegen
- Mit 6,7 Prozent ist der Anteil der hitzebedingten Arbeitsunfälle in der Region ebenfalls sehr hoch.
Arabische Staaten
- Die Belastung durch übermäßige Hitze am Arbeitsplatz lag in den arabischen Staaten über dem weltweiten Durchschnitt und betraf 83,6 Prozent der Beschäftigten.
Asien und Pazifikraum
- Die Belastung durch übermäßige Hitze am Arbeitsplatz lag in der Region Asien und Pazifik über dem weltweiten Durchschnitt und betraf 74,7 Prozent der Beschäftigten.
Europa und Zentralasien
- Europa und Zentralasien verzeichneten mit einem Anstieg von 17,3 Prozent zwischen 2000 und 2020 den größten Anstieg der übermäßigen Hitzebelastung. Dies ist fast doppelt so hoch wie der weltweite durchschnittliche Anstieg von 8,8 Prozent.
- In der Region ist der Anteil der hitzebedingten Arbeitsunfälle seit 2000 mit 16,4 Prozent rapide angestiegen.
Ressourcen für Medien
Download von Multimedia-Inhalten: Video News Offer mit Interviews mit einem Experten der ILO für Sicherheits- und Gesundheitsschutz bei der Arbeit und mit einem Arbeiter in einem Gewächshaus in Mexiko, B-Roll und Fotos.
A global review of the science, policy and practice
Heat at work: Implications for safety and health
Topical portal
Safety and Health at Work
OSH and climate change
Climate change creates a ‘cocktail’ of serious health hazards for 70 per cent of the world’s workers